Weiter geht`s mit meiner Serie von Interviews mit Sportlerinnen und Sportlern aus verschiedenen Sportarten. Dabei geht es um die eigene Persönlichkeitsentwicklung durch ihren Sport, um ihre Erfahrungen als Jugendliche, die weitere sportliche Laufbahn und um Tipps und Ideen für die Arbeit mit Jugendlichen.
Inga Hintze
Inga Hintze ist Kapitänin der Zweitliga-Triathlon-Mannschaft von BW Lohne. Mit der Triathlon-Mannschaft feierte sie 2017 und 2019 zwei Aufstiege und war mitverantwortlich für den erfolgreichen Aufbau der Damen-Mannschaft.
Beachtlich ist dabei, dass die Lohnerin erst mit Anfang 30 den Weg zum Triathlon fand und sich über die Jahre kontinuierlich steigern konnte. 2016 erreichte sie den 20. Platz (3. Platz in ihrer Altersklasse (AK)) beim Ironman in Maastricht in 11:03;38 h, 2017 folgte der AK-DM-Titel im Duathlon in Alsdorf und 2019 der AK-Sprint-Triathlon-DM-Titel in Bremen.
Persönlich beeindruckend finde ich ihre Leistungen auch, da sie zweifache Mutter und ihr Mann auch ein leidenschaftlicher Triathlet ist. Die Familien-Sport-Organisation wird also auch eine beachtliche Leistung sein. 🙂
Interview Persönlichkeitsentwicklung & Sport
Liebe Inga, ich freue mich sehr, dass du bereit bist, für den Glückslockenkopf-Blog einmal die folgenden Fragen zu beantworten.
Magst du dich einmal kurz vorstellen, wer du bist und was dich aktuell in deinem Leben besonders beschäftigt?
Mein Name ist Inga Hintze. Ich bin 39 Jahre alt, verheiratet und Mutter zweier Kinder. Das dritte Kind ist gerade unterwegs. Beruflich bin ich in der Logistik bei der ISR Food & Processing GmbH in Lohne tätig.
In welchem Alter und wie bist du zum Triathlon gekommen?
Oha, relativ spät und ziemlich unerwartet. Ich war schon knapp über dreißig und suchte nach einer neuen Herausforderung, nachdem ich mein Reitpferd verkauft hatte. Radgefahren und gelaufen bin ich neben dem Reiten schon immer, aber das Schwimmen hat mich zunächst vom Triathlon abgeschreckt. Manchmal ist aller Anfang schwer und so bereitet mir das Schwimmen heute viel Freude.
Was waren deine tollsten Erlebnisse im Triathlon / im Sport als Jugendliche?
Im Triathlon gab es viele tolle Erlebnisse. Ein Highlight war meine erste olympische Distanz 2014 in Peine. 1500 Meter im See komplett zu kraulen, um anschließend auf dem Rad und auf der Laufstrecke Gas zu geben, war eine intensive Erfahrung.
Dann der Ironman in Maastricht 2016 – 11 Stunden Wettkampf non-stop. Aber auch das gesamte Training im Vorfeld war ein Balanceakt, neben der Familie, neben Freunden, neben der Arbeit. Das alles, um auf den Punkt unmittelbar vor dem Wettkampf fit und erholt zu sein, Wahnsinn. In Maastricht habe ich dann realisiert, dass aber zum Schluss doch nur der Kopf entscheidet. Der bewegt einen auf den letzten Kilometern, nicht mehr der geschundene, entkräftete Körper.
Als Jugendliche hat mich die Reiterei und die Sorgsamkeit im Stall geprägt. Bevor ich mir mein eigenes Pferd kaufte, wurde mir von der damaligen Reitlehrerin ein Turnierpony namens Lucky Luke für zwei Jahre zur Verfügung gestellt. Mit Lucky sammelte ich größere Erfolge im Springreiten und in der Vielseitigkeit.
Was hast du für deine eigene Persönlichkeitsentwicklung aus dieser Zeit mitgenommen?
Man gewinnt unheimlich viel für das Leben. Beispielsweise Verantwortung zu übernehmen, zunächst für sich und für sein Tier, dann für seine Umgebung wie sein Team.
Wie ging es bei dir mit dem Thema Sport als Erwachsene weiter?
Noch bin ich motiviert, also – es geht weiter. Gerne versuche ich Neueinsteigern den Sport schmackhaft zu machen und sie, falls gewünscht, an meinen Erfahrungen teilhaben zu lassen. Das am besten in einer gemeinsamen Trainingseinheit. Geschwindigkeit dann, zweitrangig.
Was sind deine nächsten Ziele im Triathlon und worauf freust du dich aktuell besonders?
Zunächst erst einmal darauf, wieder komplett fit zu werden. Die in diesem April abgesagte Duathlon-WM in Viborg, Dänemark, wurde sogar auf Oktober 2021 verschoben, ein Glücksfall für mich. An dem Wettbewerb möchte ich gern bestmöglich vorbereitet und gesund teilnehmen. Vielleicht klappt es außerdem mit einem Einsatz in meinem Team BW BARRACUDA Lohne, unserer Damenmannschaft in der 2. Triathlon-Bundesliga. Da es dort auf ein schnelles Schwimmen ankommt, haben mir gegenüber die jüngeren, flotteren Schwimmerinnen allerdings Vorrang.
Wie sieht eine typische Trainingswoche bei dir aus?
Momentan fahre ich noch ein bisschen Rolle, also Rad in meinem Zuhause, und gehe zwei- bis dreimal in der Woche Schwimmen. Alles aber im gemächlichen Grundlagenbereich. Mal sehen, wieviel Zeit nächstes Jahr nach dem dritten Kind verbleibt. Je nach Distanz, werde ich neben dem Schwimmen auch dreimal Laufen und dreimal Radfahren in der Woche. Letzteres klappt eigentlich immer. Auf meiner Rolle kann ich schon frühmorgens oder auch spätabends eine Einheit absolvieren. Insgesamt komme ich so ungefähr auf zehn bis fünfzehn Trainingsstunden, je nach Belastungszyklus.
Welchen Tipp möchtest du Jugendlichen gerne mitgeben?
Treibt Sport, probiert vieles aus und arbeitet beharrlich an euren Zielen, vor allem, wenn es nicht sofort klappt. Dranbleiben lohnt sich. Vor allem, habt viel Freude dabei! Der Weg ist genauso wichtig und erfüllend wie das Ziel.
Was würdest du dir für den Sportunterricht an Schulen wünschen?
Es wäre förderlich, wenn die Vereine mehr mit den Schulen kooperieren würden. So hätten die Kids beispielweise durch Sport AGs die Möglichkeit, mehrere Dinge auszuprobieren und die geeignetste Sportart für sich zu entdecken. Nicht jeder kann das von Zuhause, geschweige denn durchblickt er alle Möglichkeiten der persönlichen Selbstverwirklichung.
Ihr braucht noch mehr Inspiration:
Schaut euch auch gerne das erste Interview der Serie mit der Dressur-Reiterin Kristina Bröring-Sprehe und das Interview mit der ehemaligen Mannschaftkollegin von Inga Hintze Läuferin Kathi Stark an.
Ein tolles Material, um Klarheit für die eigenen Ziele im Sport zu finden oder anderen zu helfen, ihre persönlichen Ziele zu definieren, bietet das Workbook “Ziele erreichen im Sport”.
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