Nachdem ich bereits einen Blog-Beitrag über meine Erfahrungen im Handball geschrieben habe, möchte ich Euch hier einmal an meinen Erlebnissen rund um meine Vorbereitung und um meinen 1. Marathon teilhaben lassen.
Wann ist die Idee entstanden?
Ich bin immer schon gerne gelaufen. Das Angehen größerer Projekte (Halb- oder Marathon) war allerdings in meiner aktiven Handball-Zeit nicht so richtig praktisch. Aber die Faszination für den Marathon war schon immer da.
Erste Schritte zum Marathon
Nach dem Ende der aktiven Handball-Laufbahn im April2017 startete ich wenig später gemeinsam mit meinem heutigen Mann mit einem Trainingsplan für einen Halb-Marathon, der im September 2017 in Otterndorf stattfinden sollte. Die Vorbereitung lief super – das Rennen war eine Qual … 🙂
Top motiviert und energiegeladen lief ich von Beginn an ein für mich viel zu schnelles Tempo. Nach acht Kilometern habe ich mich wie eine Lauf-Überfliegerin gefühlt. Nach zehn Kilometern beschlich mich dann so langsam das Gefühl, dass mein Tempo vielleicht zu schnell sein könnte. Und bei Kilometer zwölf war ich völlig am Ende. 🙂 Und dann werden die restlichen neun Kilometer wirklich seeeeeeehr lang …
Da auch bei den Getränkeständen niemand mit meiner Startnummer für mich weiterlaufen wollte und es keine Büsche gab, hinter denen ich mich verstecken konnte, habe ich mich dann weiter ins Ziel geschleppt. Tobi erging es ähnlich. 😀
Schwanger und Laufen?
Ende Oktober 2017 erfuhren wir dann, dass wir unser erstes Kind erwarten. Nach den ersten Google-Recherchen zum Ablauf einer Schwangerschaft folgten die Google-Recherchen zu “Sport in der Schwangerschaft” mit nicht besonders zufrieden stellenden Ergebnissen: Schwimmen, Walken und Gymnastik standen auf meiner Sport-Liebe-Liste nicht besonders hoch im Kurs. Und da Sport nun mal ein wichtiger Faktor in meinem Leben ist, musste eine Lösung her:
Wer bei Google sucht, der findet auch irgendwann die richtigen Ergebnissen: Also lief ich weiter meine üblichen Wald-Runden, gegen Ende der Schwangerschaft wurde es auch mal nur ein Spaziergang und einen Monat vor dem Geburtstermin stellte ich das Laufen ein. Auch, weil der ein oder andere “Mutti-Ratschlag” zum Thema Sport in der Schwangerschaft mich dann doch verunsicherte. Mitte Juni 2019 kam dann unsere Lotta auf die Welt und übernahm direkt die Hauptrolle in unserem Leben.
Laufen nach der Geburt
Wer “Sport in der Schwangerschaft” googled wird schon nicht mit den tollsten Tipps belohnt, aber wer sich mit “Sport nach der Schwangerschaft” befasst, der sollte seine Laufschuhe auf jeden Fall mindestens ein Jahr im Schrank lassen. Aber auch bei der Recherche habe ich andere Meinungen gefunden und wollte meinen eigenen Weg gehen oder zumindest erstmal ausprobieren, wie es läuft. 🙂 Also setzte ich mich einige Wochen nach der Geburt auf mein Fahrrad, fuhr in die entlegenste Ecke des Waldes und schlich 15 Minuten lang höchst konzentriert und auf die Signale meines Körpers horchend durch den Wald. Das klappte gut, aber bis es dann wirklich nach Laufen aussah, dauerte es schon eine Weile.
Silvesterlauf in Mühlen
Als ich dann wieder “vernünftig” laufen konnte, setzte ich mir das Ziel, ein halbes Jahr nach der Geburt beim heimischen Silvesterlauf möglichst nah an meine dortige Bestzeit heranzukommen. Dafür bastelte ich mir einen 6-Wochen-Plan für die 10 Kilometer. Das klappte dann auch sowohl in der Vorbereitung als auch beim Silvesterlauf sehr gut.
Soll ich es wirklich angehen?
Nach dem Silvesterlauf “schwamm” ich dann wieder ein bisschen ziellos herum. Ich schaute ab und zu wieder beim Handball vorbei, lief meine Runden im Wald, aber so richtig fokussiert war ich nicht.
Eigentlich hatte ich einen Marathon erst für die nächsten Jahre anvisiert. Ich kaufte mir dann aber doch ein Laufbuch von Herbert Steffney und las es mir begeistert durch. Ich startete mit einer groben zeitlichen Planung und sagte mir dann: “Ich probiere es einfach mal aus. Wenn es körperlich oder zeitlich gar nicht klappt, ist es dann so.”
Die Marathon-Vorbereitung
Ich bastelte mir für meinen ersten Marathon drei Pläne hintereinander (10 km + 21 km + 42 km). Ich startete im April 2019 mit einem 6-Wochen-Plan über die 10 km Strecke mit einer Zielzeit von 45 Minuten (Tick zu schnell für mich). Meinen “Wettkampf”-Lauf absolvierte ich dann auf unserer 5-wöchigen Camper-Tour durch Norwegen in Stavanger alleine rund um einen See am Campingplatz (47:10 min).
Weiter ging es dann mit dem sechswöchigen Halbmarathon-Trainings-Plan. Diesen absolvierte ich auch überwiegend in Norwegen. Ich verschob immer mal wieder Einheiten hin und her, damit es z. B. beim GA-Lauf nicht zu bergig war oder ich auch wirklich eine attraktive Strecke für die 2-Stunden-Läufe hatte. Alles in allem klappte dies aber – trotz Reisen und nicht immer erholsamen Schlaf zu dritt im Camper – sehr gut. Dafür ist Laufen aber auch einfach die perfekte Sportart: Laufschuhe an und los. Den Wettkampf-Lauf absolvierte ich dann in Löningen bei schönstem Wetter. Bei dem Lauf bin ich dann aber schon am meine Grenzen gekommen und hätte mir danach ruhig zwei Wochen Pause gönnen können.
So ging es dann mit müden Beine los mit dem Marathon-Trainings-Programm. Dafür, dass ich vorher dachte, ich müsste ständig 3 h durch den Wald laufen, konnte das Programm dann doch ganz gut in den Alltag integriert werden. Bis auf die langen Läufe am Sonntag – meist zwischen 6 und 9 Uhr – war es zeitlich – auch mit kleinem Kind – gut machbar. Bei den langen Läufen habe ich dann auch das erste Mal Podcasts gehört. Gerade bei den langen Läufen war dies eine willkommene Abwechslung. Die müden Beine (+ der Rest des Körpers) mussten dann zwischendurch gut gepflegt und behandelt werden.
Mein 1. Marathon
Wie es dann nun mal so ist: Die Nacht vor dem Marathon kam abends noch was dazwischen und ich konnte nicht gut schlafen. Um halb sechs klingelte der Wecker (unsere normale Aufstehzeit :-)) und gegen 6:30 Uhr machte ich mich von Vechta aus mit Tobi und Lotta auf den Weg nach Münster. Die Autofahrt lief entspannt. Die Parkplatz-Suche war kein Problem. Wir konnten die Startunterlagen pünktlich abholen und genug Toiletten gab es auch. 🙂
Um neun Uhr ging es dann gemeinsam mit vielen anderen Startern auf die 42,192. km lange Strecke. Ich achtete gut auf meinen Puls, verpflegte mich an jedem Stand mit Getränken und teilweise auch mit Essen. Die ersten 25 km lief ich recht entspannt in meinem Tempo. Dann überlegte ich mir, dass ich ja vielleicht doch ein bisschen schneller laufen könnte, da ich mich ja auch gut fühlte … Vermutlich war das dann aber doch nach hinten heraus einen Tick zu früh.
Ab Kilometer 32 wurde es dann für mich ein echt hartes Rennen. Jede noch so kleine Steigung forderte mich heraus (für Vechtaer Verhältnisse gibt es in Münster auf der Strecke sehr große Berge) und ich guckte spätestens nach einer Minute auf meine Uhr, um zu gucken, wie lange ich noch laufen muss. 🙂 Aber ich sollte ja mit den unglaublichsten Glücksgefühlen im Ziel belohnt werden …
Langsam kam ich der Innenstadt von Münster näher. Die Zuschauer feierten alle Läufer und ich dachte nur: “Oh Gott. Ich muss noch zwei Kilometer laufen? Wie soll ich das denn bitteschön schaffen?” Ich schlich immer weiter, abwechselnd bekam ich auf den “nett anzuschauenden” Pflastersteinen von Münster`s Innenstadt Krämpfe in beiden Waden. Die Glücksgefühle “erwischten” nur alle anderen Läufer um mich drumherum und ich war einfach nur froh, dass ich irgendwann Tobi und Lotta in den Zuschauern entdeckte und ich wusste, dass ich schon irgendwie nach Hause kommen werde. 🙂
Nach 3 h 52 min war ich völlig erschöpft im Ziel. Ich trank noch ein alkoholfreies Alster und stolperte Richtung Ausgang zu Tobi und Lotta. Beim gemütlichen Essen in Münster lag ich eher mit dem Kopf auf dem Tisch und versuchte mein Stück Käsekuchen überhaupt aufzuessen. Zu Hause angekommen machte ich mich schon fast auf den Weg Richtung Bett.
Die nächsten zwei Tage merkte ich meinen Körper und den Flüssigkeitsverlust durch den Marathon sehr. Nach und nach kam dann auch endlich die Freude und der Stolz über meine erreichte Leistung beim Marathon, die vielen und umfangreichen Läufen, das zügige Angehen des “Projekts” auch mit einjähriger Tochter und der disziplinierten und fokussierten Vorbereitung. 🙂
Mein Fazit: Wenn man auf irgendetwas richtig Bock hat, bekommt man das auch hin!
Meine Erlebnisse beim Handball
Mehr dazu findet ihr hier.
Wow! Ein motivierender Bericht, obwohl du es ja nicht mal schön redest 😉 Vielleicht doch nochmal eine Motivation, die Laufschuhe auszupacken. Meine 1,5jährige Standardausrede hast du ja auch schon entkräftet…
Liebe Grüße
Sarah